Wenn du selbst schon einmal auf Bali warst, hast du das Armband dort mit Sicherheit gesehen. Auch wenn du auf Instagram mit der Yoga Community vernetzt bist, hast du gute Chancen das Armband zu kennen – ich trage es auch.

Es handelt sich um das Tridatu, was auf Deutsch „drei Könige“ oder auch „drei Mächte“ bedeutet. Dabei steht jede der Farben für eine hinduistische Gottheit:

  • rot ist das Symbol für Brahma
  • schwarz ist das Symbol für Visnu
  • weiß ist das Symbol für Siwa

Daneben symbolisiert das Tridatu auch die Tri Kona: die drei Abschnitte des Lebens. Die Farbe rot steht für die Geburt, weiß für das Leben und schwarz für den Tod. Das Armband gilt im Hinduismus als heilig und wird stets am rechten Handgelenk getragen.

Eine weitere Deutung, die ich während meines Yoga Teacher Trainings gelernt habe, ist, dass Brahma für die Schöpfung, Visnu für den Erhalt und Siwa für die Zerstörung stehen. Diese drei Aspekte spiegeln wider, dass das Leben aus einem ständigen Kreislauf besteht. Ich interpretiere daraus, dass Dinge, die kaputt gehen oder Beziehungen, die enden nicht automatisch etwas Negatives sind; ganz im Gegenteil: sie eröffnen es neue Möglichkeiten und Chancen. Indem wir lernen auf das Leben zu vertrauen, können wir Veränderungen besser annehmen. Das Loslassen schafft Raum für Neues und ermöglicht es uns, unser Leben in seiner vollen Tiefe zu erfahren. So wird der Kreislauf von Schöpfung, Erhalt und Zerstörung zu einer Quelle der Veränderung und des Wachstums.

Die Eröffnungszeremonie

Zu Beginn meines Yoga Teacher Trainings fand traditionell eine Eröffnungszeremonie statt, bei der uns zum Schluss das Tridatu um das Handgelenk gebunden wurde. Wir waren alle angehalten, lange, weiße Kleidung zu tragen und platzierten uns auf Kissen im Kreis um ein riesiges Mandala aus bunten Blütenblättern. Daneben standen Opfergaben. Dann erschien der Priester, der die Zeremonie leitete. Er kniete sich vor das Mandala, räucherte und weihte sowohl den Raum als auch die Schale mit unseren Armbändern. Währenddessen sang und betete er. Auch wenn ich ihn nicht verstand, war es für mich eine sehr intensive und spirituelle Erfahrung. Ich bin dankbar, diese Tradition miterleben zu dürfen.

Mandala aus Blütenblättern bei Eröffnungszeremonie mit Tridatu

Nachdem er fertig war, ging er nacheinander zu jeder von uns für das nächste Ritual: wir formten unsere Hände zu einer Schale, und der Priester goss uns dreimal das geweihte Wasser in die Hände, welches wir trinken sollten. Anschließend wurden uns Reiskörner an die Stirn geklebt; sie stehen für Weisheit. Außerdem erhielt jede von uns einen Kranz aus Gräsern und Blüten um den Kopf gebunden. Der letzte Teil der Zeremonie bestand schließlich darin, dass wir das Tridatu bekamen. Eine unserer Lehrer:innen band es uns um.

Mein Tridatu trage ich es bis heute an meinem rechten Handgelenk. Es erinnert mich an meine Zeit auf Bali und das unbeschwerte Lebensgefühl, welches ich dort gespürt habe. Wenn ich mich über etwas ärgere, was nicht so geklappt hat, wie ich es mir gewünscht hätte, erinnere ich mich mit einem Blick zu meinem Handgelenk daran, dass Dinge, die enden oder nicht nach Plan verlaufen, nicht automatisch schlecht sind. Sie sind Teil des natürlichen Kreislaufs von Schöpfung, Erhalt und Zerstörung. Diese Erkenntnis hilft mir, darauf zu vertrauen, dass jede Veränderung Platz für Neues schafft. So kann ich die Herausforderungen des Lebens als Chancen betrachten und mit Dankbarkeit in die Zukunft blicken.


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