Dass das Thema Second Hand Kleidung für mich relevant sein könnte, fiel mir erstmals 2017 durch eine Fernsehwerbung eines Online-Shops für Designer:innen-Second-Hand auf. Der Gedanke, hochwertige und besondere Teile zu einem Bruchteil des Neupreises zu ergattern, gefiel mich sofort. Im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass dies nur einer der vielen Vorteile von Second Hand Kleidung ist.

Doch zurück zu meinem 17-jährigen Ich: In besagtem Onlineshop wurde ich schnell fündig und verliebte mich in ein Paar schokobraune Prada Sandaletten mit Keilabsatz für etwa 80 Euro – genau das Budget, das ich auch für „normale“ Sandaletten eingeplant hatte. Mein Herz schlug schneller, als ich sie in meinen Warenkorb legte. Es war einfach unglaublich: Die Schuhe waren kaum getragen, nahezu nagelneu, und die Tatsache, dass sie bereits jemand anderes getragen hatte, nahm ich für diesen Spitzenpreis gerne in Kauf.

Von Prada über Ralph Lauren zu H&M

Ziemlich schnell veränderte sich meine Art, Kleidung zu kaufen. Früher war ich sehr eitel und mied besonders günstige Marken. Stattdessen sparte ich mein Taschengeld sowie das Geld aus meinem Nebenjob für Pullover und Poloshirts mit Logo. Doch als ich die Welt der Designer-Second-Hand-Mode entdeckte, änderte sich alles. Ich begann, nahezu all meine Kleidung für den gleichen Preis wie zuvor zu erwerben, jedoch aus hochwertigeren Materialien und mit spezielleren Schnitten – nur eben gebraucht.

Im Jahr 2022 packte mich dann der Vinted-Trend. Ich ergatterte Kleidungsstücke von Marken wie Tommy Hilfiger und Ralph Lauren zu Spottpreisen. Dabei fiel mir immer wieder auf, dass die Kleidung häufig kaum getragen war; manchmal hing sogar noch das Papieretikett daran, und sie befand sich immer in einem einwandfreiem Zustand. Es machte mir einen riesen Spaß, das Portal nach Schnäppchen abzusuchen und nach und nach wurden mir die Marken immer egaler. Für einen neuen Job benötigte ich formellere Kleidung, also suchte ich gezielt nach Marken wie Comma oder Esprit. Eines Winters verliebte ich mich in einen grob gestrickten H&M-Pullover für nur 5 Euro inklusive Versand.

Mittlerweile ist mir die Marke ziemlich egal geworden und seit einiger Zeit kaufe ich ausschließlich Second Hand. Ich achte nun mehr auf die Materialzusammensetzung und darauf, dass mir das Kleidungsstück gefällt – unabhängig von der Marke.

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Die Vorteile von Second Hand

Die Vorteile von Second Hand sind so vielfälitig. Die Aspekte, die mir im Laufe der Zeit bewusst geworden sind, habe ich in einer Liste zusammengetragen. Sicherlich gibt es jedoch noch weitere Punkte, die ich möglicherweise übersehen habe. Ich lade euch herzlich ein, die Sammlung in den Kommentaren zu ergänzen!

  • Designer Teile kaufen, die man sich sonst nicht leisten würde
  • Besseres Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Individuelle, besondere Stücke finden, die sonst niemand hat
  • Dazu beitragen, dass gute Kleidung nicht einfach weggeworfen wird
  • Ressourcen schonen
  • Du kannst dich ausprobieren, ohne Unmengen an Geld auszugeben
  • Es macht Spaß, nach besonderen Teilen oder Schnäppchen zu suchen

Second Hand Plattformen im Vergleich

Die beiden Plattformen, die sich über die Jahre als meine Favoriten herausgestellt haben, sind Vinted und Sellpy. Beide Plattformen sind ganz unterschiedlich und haben Ihre Vor- und Nachteile. Ich stelle sie dir im Folgenden vor:

Ausschnitt aus dem Sellpy Onlineshop

Sellpy* wurde 2014 gegründet und ist eine Plattform für Second Hand Mode. Außerdem werden dort auch kleinere Elektro Artikel, Dekogegenstände und verpackte Beauty Artikel angeboten. Verkäufer:innen können gebrauchte Artikel an Sellpy senden. Sellpy übernimmt die Erstellung der Anzeigen und die Abwicklung mit den Käufer:innen (und verdient daran natürlich mit). Die Anzeigen sind sehr einheitlich gestaltet und bieten ausführliche Informationen. Als Käufer:in funktioniert Sellpy quasi wie jeder andere Mode Onlineshop, nur eben mit Second Hand Teilen.

Vinted wurde 2008 unter dem Namen „Kleiderkreisel“ gegründet und wurde 2019 zu Vinted. Das Sortiment von Vinted ist sehr ähnlich zu dem von Sellpy. Der grundlegende Unterschied ist, dass bei Vinted Verkäufer:innen ihre eigenen Anzeigen erstellen und die Artikel selbst verschicken. Auch die Kommunikation mit den Kund:innen tätigen die Verkäufer:innen selbst. Aus Sicht der Käufer:innen funktioniert Sellpy so, dass man Kategorien filtern kann und dann die entsprechenden Teile sieht. Die Qualität der Produktbilder und -beschreibungen ist je nach Verkäufer:in sehr unterschiedlich. Hat man sich für ein Teil entschieden, schreibt man den / die Verkäufer:in an (verhandelt den Preis ggf.) und tauscht je nach Zahlungsart Adresse und Bankdaten / Paypal aus.

Ausschnitt aus dem Vinted Portal
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In der folgenden Tabelle habe ich das Kauferlebnis der beiden Plattformen noch einmal genauer gegenübergestellt. Wie die Plattformen für die Verkäufer:innen funktionieren und für welchen Zweck welche Plattform besser geeignet ist, möchte ich in einem separaten Artikel erklären.

Sellpy*Vinted
FilterfunktionenSehr ausführlichSehr ausführlich
FotosEinheitlich, Aufnahmen vom kompletten Kleidungstück, DetailaufnahmenSehr unterschiedlich, manchmal nur 1-2 Fotos, manchmal sehr ausführlich. Nach weiteren Fotos fragen möglich
ProduktbeschreibungenAusführlich und einheitlich, z.B. auch Angaben zum MaterialMal so, mal so (siehe Fotos). Im Zweifelsfall nachfragen
Mehrere Teile auf einmal kaufenUnkompliziert möglich. Alles wird in einem Paket versendet. Wenn alles von der selben Verkäufer:in ist – unkompliziert. Wenn bei unterschiedlichen Verkäufer:innen gekauft wird – Abwicklung pro Teil / Versandkosten pro Teil
PreisverhandlungNicht möglich, jedoch sinkt der Preis immer weiter, wenn der Artikel nicht gekauft wirdMeistens möglich, oft rechnen die Verkäufer:innen im Preis schon mit ein, dass verhandelt wird
KaufabwicklungUnkompliziert, wie bei herkömmlichen OnlineshopsI.d.R. über Direktmessage mit Verkäufer:innen, Kauf über das System manchmal auch möglich
Versandkosten5,95€ pro Paket, ab einem Bestellwert von 100€ kostenlosI.d.R. vom Käufer getragen, Tipp: Bei teureren Teilen nachfragen, ob die Versandkosten inklusive sind
RetoureImmer möglich, Kosten von 5,99€ werden von der Rückerstattung abgezogenNicht möglich, du kannst die Sachen nur selbst wieder weiterverkaufen

Mein Fazit

Second Hand zu kaufen ist schon lange nicht mehr weird! Die Entdeckung von Second Hand Kleidung hat meine Einstellung zum Modekauf grundlegend verändert. Was vor einigen Jahren mit einer Fernsehwerbung begann, entwickelte sich zu einer Leidenschaft für hochwertige, nachhaltige und individuelle Mode. Die Vorteile von Second Hand sind vielfältig: von der Möglichkeit, Designerstücke zu einem Bruchteil des Neupreises zu ergattern, bis hin zur Freude am Stöbern nach einzigartigen Teilen.

Durch Plattformen wie Vinted und Sellpy habe ich nicht nur meinen Kleiderschrank bereichert, sondern auch ein Bewusstsein für die Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Modebranche entwickelt. Während Sellpy eine benutzerfreundliche Einkaufserfahrung bietet, bei der die Abwicklung durch die Plattform selbst erfolgt, ermöglicht Vinted den direkten Austausch zwischen Käufer:innen und Verkäufer:innen, was mich schon oft zu außerordentlich netten Kontakten geführt hat.

Insgesamt hat sich mein Fokus beim Kauf von Kleidung verschoben: Anstatt mich auf Marken zu konzentrieren, achte ich nun mehr auf die Qualität und das Design der Stücke. Second Hand Kleidung ist nicht nur eine kostengünstige Alternative, sondern auch ein Beitrag zur Schonung unserer Ressourcen und zur Reduzierung von Textilabfällen. Hast du weitere Empfehlungen für coole (online) Second Hand Shops? Teile sie gerne in den Kommentaren mit der Community!

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